Albrecht Konradsheim

Wolfsthal – das Schloss mit den zwei Namen

Warum anstelle der Wasserburg heute eine Schlossanlage steht, und der erste zweifelsfrei belegte Schlossgeist neuzeitlich ist.

Zwischen Bratislava und Wien

Wenn man von Wien kommend in das nahe Bratislava fährt, erkennt man zur Linken, hoch über der Donau die Raubritterburg Devin und zur Rechten gegenüber den mächtigen Bergfried der Ruine Pottenburg.

Dazwischen im kleinen Ort Wolfsthal liegt das gleichnamige romantische Schloss Wolfsthal – oder Schloss Walterskirchen.

 
BIO BETRIEB

Der heutige, moderne BIO Landwirtschaftsbetrieb hat in den angeschlossenen Wirtschaftsgebäuden seinen Sitz.

In der Forstkanzlei werden die nachhaltige Waldwirtschaft und die große Gastjagd verwaltet.

Albrecht Konradsheim öffnet das mit barocken Beschlägen verzierte Eingangstor von Schloss Walterskirchen.
Schloss Walterkirchen in Wolfsthal im Winter

Wird nicht von wehrhafter Anlage berichtet?

Ja möchte man meinen, davon träumten die Herren des Schlösschens als sie es um 1880 mit spielzeughaften Schießscharten, zierlichen Erkern, Altanen und Dialen versahen. Sogar in romantisch-neogotischer Zierart wirkt die riesige Turmuhr surreal.

Die Gestaltung ist vom Architekten Luwdig Wächtler, der Grafenegg und Ottenstein umgestaltete, und hier ein ganzes Kaleidoskop romantischer Ideen auf den vergleichsweise kleinen Komplex realisiert.

Die Rückseite entkam dem Füllhorn und beeindruckt durch klare Kubatur. Der südwestliche Eckturm setzt trotz mancher Verzierung einen kühl-machtvollen Akzent.

Herren der Wasserburg

Tatsächlich war es umgekehrt: Die historisierende Neugestaltung Wächtlers nahm eher den wehrhaften Charakter, als dass sie ihn betonte. – Hier im durch Donau-Arme gestalteten Auengebiet vermutet man bis in das Spätmittelalter eine Wasserburg. Darüber wurde im frühen 16. Jahrhundert ein kleineres Anwesen errichtet.

 
VIERFLÜGELIGES RENAISSANCESCHLOSS

Es wurde in der darauffolgenden Zeit befestigt, zumindest teilweise zerstört und im 17. Jahrhundert durch ein vierflügeliges Renaissanceschloss ersetzt. Auch dieses wurde wehrhaft gestaltet – Graben und Zwinger wurden erst später wieder entfernt.

Schlossanlage Walterskirchen - Georg Matthäus Vischer, 1672
Schlossanlage Walterskirche - Renaissance
Standbild aus dem in Schloss Walterskirchen in Wolfsthal gedrehtenDavid Ruehm Spielfilm Der Vampir auf der Couch
Standbild aus dem im Schloss gedrehten David Ruehm Spielfilm „Der Vampir auf der Couch“
 

Der Besuch des Vampirs

Das im Kern spätmittelalterliche Schloss hat seine architektonische Geschlossenheit erhalten. Neuere Gestaltungselemente im historistischen Tudorstil machen die Anlage zu einem der wenigen erhaltenen neogotisch-neuzeitlichen Landschlösser in Österreich. Der markante, polygonale Eckturm und ein dagegen gesetzter Rundturm bestimmen mit dem markanten Eingangsbereich den einzigartigen Charakter, der sich als gefragtes Filmambiente erwiesen hat.

 
DER VAMPIR AUF DER COUCH

Eine Vampirkomödie, realisiert durch Novotny & Novotny, von David Ruehm mit Tobias Moretti, Jeanette Hain, Cornelia Ivancan, Dominic Oley und David Bennent, Lars Rudolph, Erni Mangold und Karl Fischer.  Trailer ansehen

Anlauf zur Sanierung

Kulturell markant ist, dass sich Schloss Walterskichen seit rund 500 Jahren ununterbrochen in Familienbesitz befindet. Zahllose Umbauten fügen sich zu der heutigen Gestalt.

Während Haustechnik und Teile des Schlosses durch das Architekturbüro Lüdke 1995 begleitet saniert wurden, zeigt sich die Fassade heute von Wind und Wetter angenagt.

Wer in der Abenddämmerung die erstarrten Blechwimpel gegen den Nachthimmel sieht, während Nebel zwischen den riesigen Platanen aufsteigt, wird hier zumindest einen Schlossgeist vermuten – und sicher nicht enttäuscht.

Schloss Walterskirchen in Wolfsthal, Luftbild
Österreichpremiere des Spielfilms für Kinder Gespensterjäger auf eisiger Spur mit Anke Engelke und Christian Tramitz, der in Schloss Wolfsthal gedreht wurde
Premiere „Gespensterjäger auf eisiger Spur“ – Tobi Baumann, Anke Engelke, Christian Tramitz und Hugo
 

Gespensterjäger

Mit Gespenst Hugo ist jedenfalls ein neuzeitlicher Geist zweifelsfrei nachgewiesen: In der Verfilmung mit Anke Engelke und Christian Tramitz wirbelt er in unserem Schloss herum.

 
GESPENSTERJÄGER AUF EISIGER SPUR

Hugo wurde von einem bösartigen Gespenst aus dem Schloss vertrieben. Wenn er es nicht schafft, zurückzukehren, löst er sich in Luft auf. Ein Film, den Kinder lieben. Darsteller: Anke Engelke, Milo Parker, Christian Tramitz, Karoline Herfurth und Bastian Pastewka als Hugo.  Trailer ansehen

Jagdliche Winterfeste

Winters öffnet sich die eisenbeschlagene Eichentür unter dem vortretenden Eingangsrisaliten. Die Halle empfängt mit einem mächtigen, offenen Kamin und knisterndem Feuer.

Dann erlebt man, wie gut sich historische Authentizität und stilvoll legere Gastlichkeit verbinden, und feiert Feste, die unvergessen bleiben.

 
 WICHTIGER HINWEIS

Schloss Walterskirchen ist öffentlich nicht zugänglich. Die Kaminabende in der Empfangshalle und die Abenddiners im großen Speisezimmer sind für geschlossene Gesellschaften reserviert

Schlossanlage Walterskirchen in Wolfsthal - Streckenlegung bei Fackelschein
WEITERE HISTORISCHE GEBÄUDE IM BESITZ DER FAMILIE

Die Familiengruft

Als letzte Ruhestätte der Walterskirchen wurde um die Jahrhundertwende am Friedhof Wolfsthal eine Gruftkapelle errichtet.

Gruftkapelle der Walterskirchen in Wolfsthal

Friedhof Wolfsthal

Im Zentrum der eleganten Fassade ist ein Wappenstein der Walterskirchen eingelassen.

Er ist von der aufwändigen Giebelgestaltung und einer dreiteiligen Fensterrosette umrahmt.

Die Walterskirchensche Familiengruft wurde 1865 erbaut – historisierender Stil und neugotisches Formenvokabular verweisen auf den Architekten Ludwig Wächtler.

2011 wurde die Gruftkapelle unter restaurativ denkmalpflegerischem Aspekt instand gesetzt.

Tor zur Au

Bei der neogotisch romantischen Umgestaltung der Schlossanlage wurde ein englischer Park realisiert. Die Umgrenzungsmauer hat ein einzigartiges Gittertor.

Türmchen mit Zinnen

Die Schlossanlage Walterskirchen wurde 2014 unter Denkmalschutz gestellt. Die Teilunterschutzstellung umfasst das Schlossgebäude, das ehemalige Gewächshaus, Teile des Wirtschaftshofs, einzelne Steinfragmente, den frühneuzeitlichen Mauerzug und Teile der den Park umfriedenden Umfassungsmauer.

Diese Mauer wird im Norden zur Au hin durch ein Gittertor durchbrochen, das von zwei mit Zinnen bekrönten Türmchen flankiert wird.

Durch die wetterexponierte Lage war dieses Tor besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. Hier sehen Sie Fotos von der Renovierung.

Neugotisches Tor mit Zinnentürmchen im Schlosspark Wolfsthal vor Renovierung
Neugotisches Tor mit Zinnentürmchen im Schlosspark Wolfsthal nach Renovierung

Die Ruine Pottenburg

Österreichs östlichste Burg wurde von den Herren von Walterskirchen erworben, als sie schon als Ruine bezeichnet wurde - und das vor bald 500 Jahren. Dennoch überragt der mächtige Bergfried noch heute den dichten Wald des ehemaligen Herrschaftswaldes und zeugt von der Bedeutung dieser erstmals 990 erwähnten Burganlage.

Ruine Pottenburg auf einer Federzeichnung von Julius Mařák, 1894
Blick auf die Ruine Pottenburg. Federzeichnung von Julius Mařák, 1894
 
 
 

Ein Ring von Wehrbauten

Südöstlich vom Schloss Walterskirchen zwischen Wolfsthal und Berg liegt auf dem heute dicht bewaldeten Bergkegel die Burgruine Pottenburg.

Bauteile aus dem 12. und 13. Jh. sind neben Mauern der Zubauten aus dem 14. Jh. erhalten.

Die zentrale Hochburg ist durch zwei weitläufige Vorburgen geschützt. Der Bergfried mit dem uneinnehmbaren Hocheinstieg hat heute noch eine Höhe von 26 m.

Die Pottenburg gehörte zu einem Ring von Wehrbauten, die die Hainburger Pforte ab dem 11. Jh. gegen den Osten sicherten. Der Name stammt von ihrem ersten Besitzer Graf Poto.

Neuere Forschungen im Vorfeld einer Studie wurden ab 2007 durchgeführt.